Naturnahe Gärten

Unsere Welt verändert sich immer schneller, Klimawandel, Umweltzerstörung und Artensterben schreiten immer rascher voran.
Naturnahe Gärten tragen einen kleinen Teil dazu bei, die Welt wieder etwas reicher zu machen, reicher an Leben und reicher an Rückzugsorten für Mensch und Tier. Sie laden ein zum Entspannen, Genießen und Beobachten.

Heimische Wildpflanzen, artenreiche Blumenwiesen und die faszinierende und einzigartige Tierwelt ziehen Erwachsene und Kinder gleichermaßen in ihren Bann.

Für Kinder ist das ungezwungene Toben und Klettern und das Erleben von Natur Grundlage für eine gesunde und gute Entwicklung. Der Umgang mit Naturmaterialien und das Erleben von heimischen Pflanzen und Tieren ist Vorraussetzung für den verantwortungsvollen und wertschätzenden Umgang mit der Natur.

Und wir Erwachsenen? Wer erfreut sich nicht an einer duftenden Wildrose oder einer bunten Blumenwiese? Der eine oder andere wird sich gar in die eigene Kindheit zurück versetzt fühlen, als man diese, zumindest im ländlichen Raum, noch häufiger finden konnte.

Stellen Sie sich einmal einen lauen Sommerabend vor, die Grillen zirpen, der betörende Duft der Nachtviole weht ihnen um die Nase, die ersten Nachtfalter kommen aus ihren Verstecken und eine Fledermaus ist auch schon unterwegs auf Beutezug.

Gärten, die spannend und lebendig sind, und die alle unsere Sinne ansprechen - das sind Natur-Erlebnis-Gärten.

 

 

bauliche elemente 6

Bauliche Elemente


Auch die im Natur-Erlebnis-Garten verwendeten Baustoffe und Materialien tragen zum hohen Erlebniswert bei. Der Gedanke der Nachhaltigkeit spielt hier eine besonders große Rolle.

Bei der Anlage von Zufahrten, Wegen und Plätzen wird eine möglichst geringe Versiegelung der Flächen angestrebt. Dies wird durch versickerungsoffen Flächen, beispielsweise Blumen-Schotter-Rasen oder durch Zwischenräume im Belag erreicht.
Werden diese offenen Fugen mit Wildpflanzen eingesät, entsteht ein besonders schönes optisches Bild.
Das Wasser steht so den Pflanzen vor Ort zur Verfügung und trägt durch die Versickerung zur Grundwasserneubildung bei.

In der konventionellen Gartengestaltung werden häufig Materialien verwendet, die bereits um die halbe Welt gereist sind. Ökologischer ist die Verwendung von lokalen Baustoffen. Häufig gibt es in der Umgebung Kiesgruben oder Steinbrüche, wo man Sand, Kies und Natursteine beziehen kann.

Die Wiederverwertung von gebrauchten Baustoffen wie Pflaster, Platten und Betonabbruch ist nicht nur kostengünstig, sondern gibt beispielsweise einer Trockenmauer oder einem Sitzplatz einen ganz eigenen und einmaligen Charakter.

 

Pflanzen


Heimische Gehölze, Wildstauden und Frühlingsblüher sind Lebensgrundlage für die heimische Tierwelt. Sie sind robuster, weniger schädlingsanfällig und pflegeleichter als Zuchtformen und Exoten.
Durch ihre natürliche Anpassung an Hitze und Trockenheit sind sie gut an die zu erwartenden Klimabedingungen angepasst.
Je größer die Vielfalt der verwendeten Pflanzen desto mehr Wildtiere finden sich ein.

 

Strukturvielfalt


Nicht nur die Pflanzenvielfalt hat Einfluss auf das Vorhandensein von Insekten, Vögeln und Kleinsäugern. Ein abwechselungsreiches, strukturreiches Gelände mit Verstecken und Brutplätzen ist ebenfalls Vorrausetzung für Artenvielfalt.
Trockenmauern und Steinhaufen mit Hohlräumen, stehendes und liegendes Totholz in der Sonne und im Schatten bieten solche wertvollen Kleinstlebensräume im Garten.
Offene sandige oder lehmige Stellen für bodenbrütende Wildbienen sind ebenso wichtig wie dicht bepflanzte Gartenteile. Egal ob großer Schwimmteich oder kleiner Tümpel, Wasser, ist nicht nur für uns Menschen faszinierend, sondern auch Anziehungspunkt und Lebensraum für viele Tiere.

 

pflegearbeiten

Pflege


Auch naturnahe Gärten benötigen Pflege zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität. Allerdings sind Dynamik und Veränderung z.B. durch Selbstaussaat ausdrücklich erwünscht. Bei Bedarf kann es nötig sein, sich stark ausbreitende oder verdrängende Pflanzen zu entfernen bzw. zu reduzieren.
Generell dürfen in einem naturnahen Garten im Herbst nicht alle Stängel und abgestorbenen Pflanzenteile abgeschnitten werden.
Einige Pflanzenarten sind auch im Winter für den Menschen, aber vor allem für die Tierwelt sehr attraktiv. Die hohlen Stängel sind Winterquartiere für Insekten und die Samenstände werden im Winter gerne von Distelfinken, Meisen oder Zeisigen aufgesucht. Wenn möglich, sollten deshalb besonders Wilde Karde, Nachtkerze, Königskerzen und Pastinak mindestens über den Winter stehen bleiben. Einige Insektenarten nutzen die hohlen Stängel auch erst im übernächsten Jahr als Brutstätte. Deshalb ist es auch sinnvoll einige Stängel noch länger stehen zu lassen.
Auch einheimische Wildgehölze und Stauden müssen in Trockenphasen, insbesondere im ersten Jahr nach der Pflanzung, gegossen werden. Haben sie erst einmal Fuß gefasst sind Wassergaben nur noch in Ausnahmenfällen nötig.
So haben Trockenheits- und Hitzeunempfindliche Wildpflanzen ein klaren Vorteil gegenüber den pflegeaufwändigen, Dünger- und Wasserbedürftigen Exoten und Zierrasenflächen.